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Ausklang

Der letzte Ton klingt noch nach. Er wird von den umliegenden Gebäuden hin und her geschlagen wie ein Tennisball. Einzelne Zuhörer stehen immer noch und lauschen dem Echo nach. Die Luft ist rein und klar wie nach einem Gewitter. Die Musiker verstauen ihre Instrumente in die Koffer und die Tontechniker beginnen mit dem Abbau der Musikanlage. K ist Musiker und hat sein Instrument immer noch in der Hand. Er gibt einem Besucher geduldig Auskunft darüber, wie häufig er in der Woche übe und welche Ausbildung er habe. Danach hört er zu, wie ihm der Konzertbesucher von seinen Versuchen ein Instrument zu erlernen erzählt. Er habe es jedoch aufgegeben. Er will es aber- inspiriert von diesem Konzert-, noch einmal wagen. Ob er unterrichte, will er wissen. Nein antwortet K. Ob er jemanden empfehlen könne. K greift in die Hosentasche und nimmt sein Handy hervor. Dort sucht er nach einem Kontakt, den er dem Besucher weitergibt. Nun verabschiedet er sich freundlich und geht in Richtung Instrumentenkoffer. Dort angekommen reinigt er sein Instrument und legt es sorgsam weg. Das Reinigen des Instruments gehört zu einem Ritual. Damit werden verklemmte Töne weggewischt und Platz gemacht für neue. Nun aber schnell das wohlverdiente Glas Wein. Auf dem Weg zur Theke, tritt ihm der nächste Konzertbesucher in den Weg. Welches Instrument er spiele. Ob es ein altes amerikanisches sei, will er wissen. Ja, sagt K, Jahrgang 1948. Er habe auch so eines, erklärt der offensichtlich gut informierte Zuhörer. Der Wein muss noch warten, denn der Fremde zählt nun ein Instrument nach dem anderen auf. Er entpuppt sich als Sammler. K ist hin und her gerissen. Einerseits interessiert ihn das was dieser Mann erzählt anderseits will er endlich sein Glas Wein trinken und mit seinen Bandkollegen den Abend ausklingen lassen. Plötzlich stockt K. Das zuletzt genannte Instrument, ist eines dieser seltenen und begehrten Objekte. K fragt emotionslos nach, um nicht zu zeigen, dass er sehr interessiert ist. Fehlgeschlagen, denn der Typ weiss ganz genau von welcher Rarität er spricht. Natürlich ist das gute Stück unverkäuflich. Bereits ist eine Stunde vergangen seit dem Ende des Konzerts und K ist nicht mehr sicher, ob ihn das Glas Wein oder das seltene Instrument mehr anzieht. Jetzt will K wissen, mit wem er es eigentlich zu tun hat. Wer ist dieser Mann, der eine solch auserlesene Instrumentensammlung besitzt. Er sei Leiter der Gerichtsmedizin an einem Unispital und habe während dem Gymnasium Musik gemacht. Während dem Medizinstudium habe er dazu leider keine Zeit mehr gehabt. Als er den Job am Unispital angenommen habe, begann er mit dem Kauf von alten amerikanischen Instrumenten. Er beschaffe sie in Amerika, meistens online. Danach gebe er die meist in einem schlechten Zustand ankommenden Instrumente dem Instrumentenreparateur. So habe er über die Jahre eine ansehnliche Sammlung an revidierten und spielbaren Instrumenten angehäuft. Jetzt weiss K endgültig nicht mehr, was ihn am meisten interessiert, die Gerichtsmedizin, die Instrumente oder das Glas Wein.

23.07.17/RK

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Rauchzeichen

Von weitem sehe ich zwei Gestalten. Etwas näher gekommen erkenne ich zwei Frauen beim Walken. Sie sind schnell unterwegs und unterhalten sich angeregt. Zwei Frauen schnell laufend und im Dauergespräch. Dies ist noch nichts ungewöhnliches. Eine der beiden Frauen raucht eine Zigarette. Ja richtig gelesen, sie raucht! Nun weiss Mann, dass Frauen durchaus fähig sind mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Solch eine ungewöhnliche Kombination erfordert aber besonderes Geschick. Zuerst muss die Schrittkadenz mit der Atmung in die Balance gebracht werden. Dann kommt das Reden hinzu. Sprechen kann man nur während dem Ausatmen, denn beim Einatmen muss eine Sprechpause eingelegt werden. Dieses Luft holen kann gleichzeitig zum Ziehen an der Zigarette genutzt werden. Beim nächsten Ausatmen, wird der vom Schadstoff befreite Rauch aus der Lunge gehaucht und das Gespräch fortgesetzt. Will Sie (die Raucherin) jetzt noch die Arme richtig mitschwingen lassen wird es noch komplizierter, denn es kann nur ein Arm mitmachen. Den anderen braucht sie um die Zigarette im richtigen Moment zum Mund zu führen. Diese asymmetrische Bewegung stört den gesamten Bewegungsprozess. Dass die Raucherin ohne Stöcke läuft, erklärt sich von selbst.

Ich kann mich täuschen, aber irgendwie sieht die nicht rauchende Walkerin gesünder aus.

22.05.17/RK

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Stille

......Nach einigen Minuten sagt er:"No?"  Das ist Finnisch und bedeutet: "Warum bist du nach so vielen Jahren extra aus der Schweiz hierher geflogen, um mich zu treffen?" Ich antworte: "Ich wollte dich fragen, warum du so wenig sprichst?" Nach einer Pause sagt er: "No joo"   Das heisst in Finnland: "Darüber habe ich noch nie nachgedacht."

Diese Textpassage aus einem Artikel im <das Magazin> hat mich zu diesem Blog inspiriert.

Der Mensch kommt auf die Welt und hat ein Wort-, oder Sprechzeit-Konto. Zum Beispiel 200 Mio. Wörter oder 30'000 Std. Sprechzeit. Sobald dieses Konto aufgebraucht ist stirbt man. Gemessen wird es über einen Chip der einem nach der Geburt ins Sprachzentrum eingesetzt wird. Natürlich gibt es eine Anzeige wo der aktuelle Stand jederzeit auf dem Handy- wo denn sonst- abgelesen werden kann. Wie bei der Tankanzeige im  Auto. Da gäbe es sonst Leute, die hätten ihr Guthaben bereits mit 35 Jahren aufgebraucht.

Sitzungen würden kürzer und damit effektiver. Die unzähligen Talkshows im TV mit den immer gleichen Gästen würden auf ein absolutes Minimum reduziert. Den Smalltalk an den Stehlunches könnte man sich ersparen und gleich zur Sache kommen. Die 1. August-Reden würden deutlich kürzer und abwechslungsreicher. Es würden nicht immer die selben Redner auftreten. Es soll ja solche geben, die an diesem Tag an mehreren Standorten zum Volk sprechen! Wie ist es beim Pfarrer? Darf man dieser Person auch ein solches Konto aufbürden? Wenn schon, dann alle. Für Staatsoberhäupter würde es natürlich auch gelten. Eine Amtszeitbeschränkung wäre damit überflüssig. Bei den Lehrpersonen wird es - zugegeben - etwas schwierig. Ausnahme? Nein. Diese Berufsgruppe könnte man als Bemessungsgrundlage für die Begrenzung hernehmen. Warum? Weil man davon ausgehen kann, dass das was sie sagen wirklich gehört werden muss.

Was hat dies nun alles mit Musik zu tun? [Pause]. Beim Improvisieren wäre eine Begrenzung der Anzahl Töne manchmal hilfreich. Es gäbe dann weniger "geschwätzige" Solos.

30.04.17/RK 

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Vorspiel

Er kennt den Weg noch von früher. Sogar das Zimmer 9 ist ihm noch präsent. Die Treppen hoch und rein ins Gebäude. Da ist er wieder, der leicht muffige Geruch der an ein Schulhaus erinnert. Im Flur sitzen vier Studenten welche sich angeregt unterhalten. Nach einer knappen Begrüssung überlegt er, ob er sich zu ihnen hinsetzen soll. Er bleibt dann doch lieber stehen und zwar so, dass er nicht in einen Dialog verwickelt werden kann. Ein kurzer verlegener Blick auf die Uhr. Noch 10 Minuten. Unterdessen herrscht ein munteres Kommen und Gehen. Er überlegt bei jeder ankommenden Person ob diejenige wohl auch am Big Band Workshop teilnehmen wird. Einige bleiben in seiner Nähe stehen. Er checkt die Instrumentenhüllen. Wer spielt wohl auch Saxophon? Plötzlich sind sie wieder da, diese Fragen. Wie wird das Niveau sein? Bin ich der Älteste? Wer wird das Leadalto spielen? Wie wird der Workshop Leiter sein?

Die Gruppe wird immer grösser und es herrscht eine leicht angespannte Stimmung. Keiner weiss so richtig was er sagen soll. Da kommt eine weitere Person zur Tür herein, bleibt bei der Gruppe stehen und stellt sich mit Namen und Instrument vor. Dies löst eine regelrechte Lawine aus. Plötzlich geben alle ihre Namen und Instrumente bekannt und die Spannung ist wie weg geblasen. Nun sind alle voller Ungeduld auf das was in den nächsten 90 Minuten wohl geschehen mag.

(01.04.17/RK)

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Konzertbesuch

Fünf Stunden Autofahrt zu einem Konzert? Da muss die Band schon wirklich sehr gut sein. Die WDR Big Band erfüllt dieses Prädikat. Also, nichts wie hin. Ticket und Hotel reservieren und schon kann es los gehen. Ein Leberkäse, zwei Mineralwasser, 500km, 50Liter Diesel und 5 Stunden später, komme ich mit leichten Hüftschmerzen am Veranstaltungsort an. Da findet bereits der Soundcheck statt, wo ich mich reinschleiche. Es fehlen noch zwei Trompeter und ein Posaunist. Dies beunruhigt offenbar niemanden. Die Tontechniker drehen an ihren unzähligen Knöpfen und geben Anweisungen. Ein Mischpult ist im Saal positioniert, wo zwei (Fach)Leute für den Sound im Saal zuständig sind. Der eine der beiden hat sogar die einzelnen Partituren vor sich. Ein weiteres Mischpult steht auf der Bühne und wird von einem Tontechniker bedient der für einen guten Bühnensound sorgt. Die Mikrophone der fehlenden Musiker, werden jeweils von Registerkollegen bespielt. Bob Mintzer (Dirigent) sitzt entspannt im Saal in der vordersten Reihe und ist mit seinem Handy beschäftigt. Es herrscht eine lockere Stimmung, trotzdem ist man konzentriert bei der Sache. Nachdem die Tontechniker mit ihrer Arbeit fertig sind, steht der Maestro unvermittelt auf und will das erste Stück anspielen. Etwa in der Hälfte winkt er mit einem zufriedenen Blick ab. Danach lässt er eine schwierige Passage eines weiteren Stücks spielen. Dem Chef ist es zu ungenau. Er lässt diesen Teil mit der Bemerkung "keep focused" wiederholen. Jetzt sitzt es. Anschliessend wir noch das Licht eingestellt. Dem einen Musiker ist es zu hell dem anderen zu dunkel. Nachdem sämtliche vorhandenen Lichtvariationen durchexerziert- und zusätzliche Pultlampen installiert sind, geben sich alle zufrieden. Nun scheint alles erledigt zu sein. Die Musiker treten ab.

Pünktlich um 20:00 Uhr betritt eine sportlich gekleidete Dame auf die Bühne und gibt sich als Managerin des im Hause ansässigen Jazzclubs zu erkennen. Nachdem sie sich als Fan von der WDR Big Band geoutet hat, gibt sie noch bekannt dass heute Abend ein ortsansässiger Trompeter den erkrankten Wim Both ersetzt. Nun wird das Mikrophon dem Manager der WDR Big Band übergeben. Der sagt dann das, was so gesagt wird vor einem Konzert. Nun endlich betreten die Musikerinnen und Musiker die Bühne. Es wird geklatscht und kurz bevor man eine Sehnenscheidenentzündung riskiert, tritt Bob Mintzer auf die Bühne. Nur so am Rande. Dieser äusserst sympathische und bescheidene Mensch hat mindestens Schuhgrösse 50! Ab jetzt geht es schnell. Die Zeit bis zur Pause verrinnt schneller als einem Lieb ist. Der zweite Teil vergeht im nu und plötzlich wird bereits das letzte Stück angesagt. Brav wird eine Zugabe heraus geklatscht. Der Saal leert sich, man trinkt noch ein Bier und versucht noch einen Musiker in ein "Fachgespräch" zu verwickeln. Nachdem man dem Lieblingsmusiker mitgeteilt hat, dass man selber auch in einer Big Band spielt und sogar das gleiche Instrument bedient, gehen alle glücklich und zufrieden nach Hause.

Ach, fast hätte ich es vergessen. Das Konzert war hervorragend!!!

(19.03.2017/RK)

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